Lang anhaltende Ovationen für einen großartigen Theaterabend!

  22. Januar 2013
Am 5.12.2012 präsentierten die DS- Kurse  von Frau Schröder und Herrn Reiners  in der Aula ihre Arbeitsergebnisse des zurückliegenden Halbjahres.

Das Publikum erlebte einen zweieinhalbstündigen Einblick in die Welt des Theaters, der nicht  gegensätzlicher und spannender hätte sein können. Die Schülerinnen und Schüler des dritten Kurshalbjahres zeigten dabei nicht nur, was sie in den Semestern gelernt hatten, sondern beeindruckten, mit welcher Intensität, Spielfreude und Bühnenpräsenz  Grenzen überwunden werden konnten. Damit machten sie den Abend zu einem Theatererlebnis, das den Rahmen einer Schulveranstaltung vergessen ließ.

Mit dem Drama Antigone wagte sich der Kurs von Herrn Reiners an die ganz großen Gefühle ihrer Tragödin [1] und deren Antipoden [2]. Infolge der Verbannung des Königs Ödipus entbrennt zwischen seinen Söhnen Eteokles und Polyneikes, Antigones geliebten Zwillingsbrüdern, ein erbitterter Streit um die Königskrone. Nachdem die beiden sich gegenseitig auf dem Schlachtfeld getötet haben, besteigt Antigones Onkel, König Kreon, den Thron. Eteokles, der als Verteidiger der Heimat in den Kampf gezogen war, lässt Kreon per Dekret würdevoll beisetzen, während die Überreste von Polyneikes den Tieren vorgeworfen werden sollen, wie es für Hochverräter üblich ist. Wer es wagen sollte, Polyneikes dennoch zu bestatten, werde mit dem Tode bestraft! Diese strenge Anordnung Kreons wird zum Auslöser für einen gnadenlosen Machtkampf zwischen der jugendlichen Antigone und ihrem Onkel, der die ganze Familie in den Abgrund ziehen wird.

In der Version von Jean Anouilh verfolgten die Schüler in ihrer Inszenierung die Frage, welcher Schauspieler den physischen und psychischen Belastungen dieser tragischen Rollen gewachsen ist. Dies gelang eindringlich, indem die Figuren der Antigone und des Kreon gesplittet und gleich von mehreren Darstellern verkörpert wurden. Mit wenigen, ausdrucksstarken Requisiten (Hochzeitskleid, Krone) wurde der jeweilige Rollenwechsel überzeugend deutlich gemacht. Die unterschiedlichen Facetten ihrer Rollen wurden so anschaulich gegenübergestellt. Die Darstellerinnen der Antigone zeigten ihre Figur abwechselnd als verzweifeltes, liebendes Mädchen und als große, alle Ängste überwindende Tragödin, die bereit ist, für höhere Werte den Tod auf sich zu nehmen. Ebenso vermochten die Darsteller des Kreon die Gratwanderung zwischen Despotismus und Skrupel zu veranschaulichen und ließen den Zuschauer mitfiebern. Die schauspielerische Leistung und  hohe Präzision im Zusammenspiel erzeugten Spannungsbögen,    die im Saal für eine gebannte Atmosphäre sorgten. Das Publikum dankte allen Beteiligten mit wohlverdientem und lang anhaltendem Applaus.

Nach einer hochdramatischen Antigone hielt nach der Pause eine heitere Atmosphäre Einzug in den Theatersaal.Die Komödie Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare stellt ein Freudenfest dar, das seinen Ursprung in der Johannisnacht oder Sommersonnenwende hat, dem Übergang von der hellen in die dunkle Jahreszeit. Die Sommersonnenwende bedeutet somit den Höhepunkt von Reife und Lebenskraft in der Natur. Zu Shakespeares Zeiten war es ein sinnenfreudiges Fest mit närrischen Auswüchsen. Dem spielfreudigen und engagierten Ensemble unter der Leitung von Frau Schröder gelang es, Shakespeares Komödie die notwendige Leichtigkeit zu geben. Dabei wirkten die aufwändig gearbeiteten Kostüme sowie die passend ausgewählte Musik unterstützend mit. Eine  ausgeklügelte Lichtregie rundete die Atmosphäre ab. In ihrer Darstellung vermochten die Mitwirkenden ihren Figuren Individualität zu geben und führten den Zuschauer so sicher durch die Irrungen und Wirrungen der Handlung. Durch die kluge Bühnengestaltung waren schnelle Szenenwechsel möglich, die dem Stück Tempo gaben und einen langen Theaterabend schließlich wie im Fluge vergehen ließen.



[1] Heldin in der Tragödie

[2] Gegner mit entgegengesetzten, in der Regel unvereinbaren und/oder unversöhnlichen Anschauungen und Auffassungen oder Interessen.