Von Babo bis Smombie - Sprachverfall durch Jugendsprache?

  20. Januar 2016

In dem Leistungskurs Deutsch von Frau Henschke haben sich die Schüler mit Soziolekten beschäftigt, allen voran mit dem Soziolekt >Jugendsprache<. Entscheidende Fragen stellten sich dem Kurs: Verfällt die deutsche Sprache durch solche Soziolekte? Haben wir nicht an dieser Schule ein ernsthaftes Sprachproblem? In Partner- und Gruppenarbeit sind dabei folgende Kommentare entstanden, die uns Antworten darauf geben.

Sprachverfall an Berliner Schulen?

„Ey man, hast du Hausaufgaben?“ Solch einen Satz hört man immer häufiger an Berliner Schulen. Wo sind die für uns einst für wichtig erschienenen grammatikalischen Grundsätze der deutschen Sprache geblieben? Wo finden wir die Präpositionen wieder? Sind die Artikel für immer verloren oder können wir unsere deutsche Sprache noch vor dem Verfall retten?

Immer mehr Eltern sorgen sich um den Sprachgebrauch ihrer Kinder, aufgrund mangelnder Berücksichtigung von Sprachrichtigkeit im Alltag. Es kommt zu sinkenden Wertschätzungen der deutschen Sprache durch Globalisierung und Medieneinflüsse. Jugendliche fühlen sich zu Fremdsprachen hingezogen und finden Englisch zum Beispiel viel „cooler“. Dies sollte jedoch vor allem als Bereicherung für Jugendliche angesehen werden, ihre Kreativität ausleben zu können und gleichzeitig ihren Sprachhorizont erheblich zu erweitern. Wir leben nun einmal in der „Generation Internet“, in der die Verwendung von englischen Wörtern eine entscheidende Rolle spielt, um sich auch problemlos international über das Internet verständigen zu können. Des Weiteren entsteht durch den Gebrauch von Jugendsprache eine gelungene Integration zwischen Schülern mit Migrationshintergrund und Schülern deutscher Herkunft. Es werden beispielsweise Wörter aus demTürkischen in das Deutsche eingebunden, nachdem sie grammatikalisch angepasst worden sind. Dazu gehört der Name eines türkischen Supermarktes wie „Eurogida“ oder „Bolu“, welcher für Jugendliche deutscher Herkunft schon zur Alltagssprache gehört, obwohl es sich ja um ein rein türkisches Wort handelt.

Die Angst vieler Eltern, wenn es heißt, dass die Jugendlichen ihre eigene Muttersprache nicht mehr fließend beherrschen, ist dennoch nicht ganz unbegründet. Man sollte beachten, dass die Jugendlichen in der Schule immer wieder neue „Slangs“ lernen und diese auch tagtäglich in der Schule sprechen. Die korrekte Grammatik scheint dabei nicht mehr im Vordergrund zu stehen und wird teilweise außer Acht gelassen, was für die ältere Generation nicht nachvollziehbar scheint. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass die ältere Generation zu ihrer Zeit ebenfalls einen anderen „Slang“ gesprochen und beherrscht hat, als die junge Generation heute. In früheren Zeiten bedeutete „mit der Maus surfen“, mit der Freundin auf ein Surfbrett steigen. Heutzutage benutzt man diese Bezeichnung, um das digital arbeitende Zeitgerät, die Computermaus, zu beschreiben.

Der Sprachwandel stellt also nicht zwangsläufig eine Gefährdung der deutschen Sprache dar. Man sollte ihn viel eher als natürliches Phänomen ansehen, bei dem Jugendliche sich kreativ und experimentell ausleben und zudem ihre kulturelle Identität mit einfließen lassen können.

von Eda E., Mascha L., und Laura G.

Verfällt die deutsche Sprache durch die Jugendsprache?

„Lass ma Kotti gehen“. Bei so einem Satz fangen viele Erwachsene an, die Augen zu verdrehen. Doch dies ist die neue Sprache der Jugendlichen. Sie verwenden sie, um untereinander zu kommunizieren. Dabei sind Verstöße gegen die Grammatik und die Rechtschreibung keine Seltenheit. Auch in den Schulen sprechen die Schüler untereinander Jugendsprache. Doch damit ist es noch nicht genug. Viele Jugendliche können nicht mehr zwischen Standarddeutsch und Jugendsprache unterscheiden. Viele Pädagogen und Sprachwissenschaftler empfinden die neue Sprache trotzdem als eine Bereicherung der deutschen Sprache. Nun stellt sich die Frage, ob sich Eltern wegen der Sprechweise ihrer Kinder Sorgen machen sollten oder ob das schon seine Richtigkeit hat.

Sprache ist ein lebendiger Organismus, der einem ständigen Wandel unterliegt. Somit sind zum Beispiel technische Erneuerungen oder der Wunsch nach Abgrenzung Gründe für den Sprachwandel. Zu solchen Geschehnissen zählen auch politische Ereignisse. Durch die derzeitige Flüchtlingskrise kamen zum Beispiel Wörter wie „Willkommenskultur“ zu Stande. Eine Erweiterung des Wortschatzes ist in jedem Fall eine große Bereicherung, so auch Anglizismen wie zum Beispiel das Wort „Relaxen“, das eigentlich aus dem Englischen kommt und soviel wie entspannen heißt. Neologismen wie das Wort „Augenkrebs“ (mit den Augen etwas Grauenhaftes gesehen haben) zählen auch zu den Erweiterungen des Wortschatzes.

Vor allem in Berlin kommen viele Kulturen zusammen. Dies bedeutet auch, dass es viele verschiedene Sprachen gibt. Durch die Multikulturalität kommt es oft dazu, dass türkische Wörter eingedeutscht werden. Ein Beispiel dafür ist das Wort Jogurt, das aus dem Türkischen kommt und welches türkisch „yogurt“ geschrieben wird, sowie das Wort „Kiosk“ von „kösk“. Dies ist in keinem Fall eine Bedrohung für die deutsche Sprache, denn die Wörter werden deutsch geschrieben, ausgesprochen und korrekt in den Satz integriert. Dadurch, dass alle Jugendlichen diese Wörter verwenden und alle dieselbe Jugendsprache sprechen, egal welcher Nationalität sie angehören, zeigen sie, dass sie die anderen Kulturen akzeptieren und bereit sind, diese Sprachen auch anzunehmen. Somit ist Jugendsprache ein Zeichen für gelungene Integration.

Schlussfolgernd sind wir der Meinung, dass Jugendsprache keinen Sprachverfall zur Folge hat. Jede Generation entwickelt ihre eigene Jugendsprache und das wird immer so sein. Außerdem verschwinden die Wörter wieder so schnell wie sie gekommen sind. Zum Beispiel haben vor einigen Jahren die Jugendlichen noch zu tollen Dingen „cool“ gesagt. Heute würden sie eher „voll porno“ sagen.

Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Jugendsprache wird von der Standardsprache bedroht, denn Kinder werden immer mehr von ihren Eltern dazu gedrängt, auch untereinander in Standardsprache zu sprechen. Kinder sollten so sprechen, wie sie es möchten.

von Ilaaf F., Kubilay I.